Sonntag, 17. November 2013
Trekking mit Hindernissen
Mein Besuch des privaten Reservats Cañi begann früh und mit Hindernissen. Um acht Uhr setzte ich mich in den Bus, von den ich dachte, dass er mich sicher an mein Ziel bringen würde. Als der Fahrer zum Kartenverkauf rumkam, erklärte er mir, dass ich im falschen Bus saß und der Bus zum Park Cañi vor wenigen Minuten abgefahren war.Und da fiel mir ein, dass die Straße sich an einer Stelle gabelte und ich nach rechts und nicht mit dem Bus nach links musste. Na tolle Wurst. Und nun? Ich fuhr erst einmal bis zur Kreuzung mit. Der Fahrer hatte soviel Mitleid mit mir, dass ich nicht zahlen brauchte. Und da stand ich nun. Es waren wohl gut 8km bis zum Parkeingang. Zu weit um das ganze vor den wartenden 18 km auch zu laufen. Also beschloss ich auf dem chilenischen Weg weiterzureisen, per Anhalter. Ein Pick Up nahm mich nach kurzem Warten tatsächlich mit. Jaja, ich weiß, man steigt nicht einfach in fremde Autos. Aber hier ist das eine ganz normale Art des Reisens. Auf der Fahrt meinte Carlos, so hieß der Fahrer, dass wir nur kurz auf seiner Baustelle vorbeischauen müssten, da er den Lkw einweisen müsste. Also bogen wir auf einen Pfad ab. Ich hatte so meine Zweifel, dass der Lkw auf diesem vom Regen der letzten Tage aufgeweichten Weg weit kommen würde. Und in der Baustelleneinfahrt war es dann soweit. Er blieb stecken.

Der erste Befreiungsversuch mit dem Pick Up scheiterte, das Seil riss. Dann verging ein wenig Zeit bis der Aufseher mit nem Traktor angefahren kam. Mit einer Kette zog der Träkker den Lkw im Handumdrehen aus dem Matsch. Nun mussten wir aber den selben Weg auch wieder zurück. Und natürlich blieb er auch da wieder stecken. Und das gleich zweimal. Beim ersten Mal riss er den halben Zaun am Straßenrand ein und bei zweiten Mal hing das linke Vorderrad fast in einem Graben, der am Rand des Weges zur Verlegung neuer Rohre gegraben worden war. Diesmal hielt das Seil und der Pick Up zog den Lkw wieder auf den Weg. Dabei drehten die Räder ordentlich durch und ich befürchtete schon, dass wir uns auch noch festfahren würden. Aber alles ging gut und Carlos setzte mich wenige Minuten später am Parkeingang ab. Mit anderthalb Stunden Verspätung startete ich meine Wanderung. Die ersten anderthalb Kilometer über eine ebene Schotterpiste waren kein Problem. Doch dann begann der Ansteig und was für einer. Im Reiseführer und auf den Karten stand, dass die folgenden zweieinhalb Kilometer ebenfalls befahrbar waren, aber nur mit einem Geländewagen. Und diesmal stimmte das sogar. Der Anstieg war teilweise extrem steil und durch das Wasser der letzten Tag glich die Straße eher einem Bachbett und war recht rutschig. Mit einem normalen Auto nicht zu machen. Und weiter oben hatte ich dann so meine Zweifel, ob das ganze überhaupt befahrbar war. Denn der Graben in der Mitte war teilweise gute 40 Zentimeter tief und recht breit und ich konnte an manchen Stellen keinen Platz für die Räder ausmachen. Und auch zu Fuß war der Weg eine Herausforderung. Gegen 12 beschloss ich eine Mittagspause einzulegen. Ich suchte mir einen Stein und machte inmitten der grasenden Kühe meine Mittagspause. Nach kurzem endete die Straße an einem Refugio und der Weg war jetzt nur noch ein Pfad, der immer tiefer in den Wald hinein führte. Der rauschende Bach, die riesigen Bäume und die zwitschernden Vögel verliehen der Gegend teilweise eine verwunschene Stimmung. An einem See, der seinem Namen Laguna Verde alle Ehre machte, schwamm dann ein Wasserschwein an mir vorbei. Könnt ihr es im Bild entdecken?

Jetzt war der Aussichtspunkt nicht mehr weit. Noch zwanzig Minuten durch den Wald und dann einen Kilometer steil bergauf. Da es hier oben in den letzten Tagen geschneit hatte, war der Trampelpfad ein rutschige Angelegenheit. Ohne Wanderstöcke hätte ich mich wohl ein paar Mal auf den Arsch gesetzt. Der Weg schlängelte sich am Hang entlang bergauf und nach und nach konnte man durch die Bäume hindurch einen Blick auf das Umland und die Vulkane Villarrica und Lanin erhaschen. Und dann war es endlich geschafft. Von den Felsen am Gipfel hatte man einen herrlichen Rundumblick. Auf einer Seite die Seen Villarrica und Caburgua, auf der anderen die Vulkane Lanin, Quetrupillán und Villarrica und links ein herrliches Bergpanorama.

Hier ließ es sich aushalten und ich machte eine längere Pause bevor es auf selbem Wege wieder nach unten ging. Und den Rükweg merke ich noch heute in meinem Quatrizeps. Trotz Krafttraining ein unglaublicher Muskelkater;) Auf dem Weg lief mir dann noch eine Vogelspinne über den Weg. Ein schönes Geschöpf. Freilich nur mit ausreichend Abstand und Ankündigung;) Nach 7 ¾ Stunden waren dann 18,6 km und 1236 Höhenmeter geschafft. Jetzt war nur die Frage, wann der Bus kommen würde. Zum Glück kamen 5 Minuten nach meiner Ankunft die beiden Deutschen, die ich oben getroffen hatte mit ihrem Auto vorbei und fragten, ob sie mich mitnehmen sollen. Ja, klar. Ein gelungener Tag:)

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